Geschichte
Die Ereignisse in Penig und Umgebung im Vorfeld der Völkerschlacht 1813
Recherchiert und zusammengestellt von Thomas Schwarzenberger
Sonntag am 26. September 1813, kamen 3.000 bis 4.000 Mann Franzosen von Borna her nach Frohburg, unter dem General Lorge, quartierten sich zum Teil ein und biwakierten. Obwohl sie sich nicht übel aufführten, so wurden doch die Bewohner durch diese große Anzahl gar sehr geängstigt und belästigt. In Penig lagen an diesem Tag und einige Tage vorher nur 150 Mann Kosaken und österreichische Husaren, die aber Beschwerden genug machten. Die benachbarten Orte waren alle stark mit Kosaken angefüllt, und es fiel so manche Unregelmäßigkeit vor. Nachmittags hoben 30 Mann von der Besatzung in Penig ein französisches Piquet (Vorpostenschwadron) in Niederhain aus und brachten 15 französische Gardeulanen als Gefangene ein. Um 5 Uhr bezogen 2.000 Mann ein Biwak auf dem Straßenteichdamme bei Mühlau. Gegen Abend brannten in Burkersdorf bei Burgstädt zwei Güter ab, weil ein Kosak in dem einen Gute, wo er geplündert hatte, geprügelt worden war. Die Kosaken wollten durchaus niemand aus diesen Gütern herauslassen, sondern die Menschen sollten, so wie Vieh, mit verbrennen, so aufgebracht waren sie über die erhaltenen Schläge. Um 8 Uhr zündeten die Kosaken auch die Brücke in Wolkenburg an, und so verbreitete sich von allen Seiten Schrecken und Furcht.
Am 27. September, nachmittags, kam der Hetmann Platow mit 3.000 Kosaken, 600 Mann Kroaten und einer russischen reitenden Batterie von 10 Kanonen in Penig an. Der Führer und die Stabsoffiziere waren größtenteils auf dem Topfanger einquartiert. Die übrigen Truppen hielten Biwak, und 100 Mann Infanterie hielten die Brücke besetzt. Um die Stadt brannten mehr als 200 Wachtfeuer. Von 8 Uhr an brach dieses Korps in einzelnen Abteilungen wieder auf, und nach Mitternacht gingen auch die Batterien wieder ab.
Am 28. September blieben nur einige ungarische Husaren hier. Am 29. September kamen in Penig wieder Kosaken und ungarische Husaren an, die mehrere erbeutete Pferde mit sich führten. Des Abends wurden mehrere Scheunen erbrochen, auch ward viel requiriert. Außerdem ging auch eine Kolonne dieser Krieger beim Wiedenholz vorbei, nach Lunzenau hin, wo sich wieder Franzosen gezeigt hatten - und mehrere Häuser in Lunzenau wurden auch geplündert oder hart mitgenommen.
Am 30 September kamen in Penig von Altenburg her 1.500 bis 1.600 Kosaken und ungarische Husaren an und machten Biwak auf dem Galgenberge. Die Stadt hatte wieder einen außerordentlichen Aufwand zu machen, alles lebte in Angst und Schrecken. Als diese Gäste nachmittags um 1 Uhr nach Chemnitz zu aufbrachen, kamen um 2 Uhr zehn französische Lanziers (Lanzenreiter) in die Stadt. Auf dem Schafberge (Straße nach Lunzenau) erschienen derer sogar 800 und 400 Mann Infanterie. Ein Piquet machte beim Springerschen Gute einen österreichischen Offizier zum Gefangenen, der einen französischen Oberst von Altenburg nach Chemnitz transportieren sollte. Am 1. Oktober, früh gegen 7 Uhr, gingen die französische Infanterie und eine Abteilung Lanziers von hier weg nach Chemnitz zu. Gegen 9 Uhr brachen alle Franzosen vom Schafberge wieder auf, bei welcher Gelegenheit nahe beim Vorwerk Rittergut Penig eine Wachhütte in Brand geriet und die Stadt in großen Schrecken setzte. Um 11 Uhr kamen wieder Kosaken in die Stadt gesprengt und nahmen nahe beim Schafsteg (dieser Steg führte hinter dem alten Schlosse nach der Kuhwiese hinüber) einen zurückgebliebenen Lanzier gefangen. Die ersten dieser Kosaken ängstigten die Stadt, in die sie gesprengt kamen, sehr, plünderten auch mehrere Häuser. Bald darauf kamen 3.000 Kosaken und österreichische Husaren, die beim Schießhaus Beiwacht hielten und ungeheuer requirierten. In der Nacht gingen 500 Mann davon auf die Thierbacher Wiese und peinigten die armen Thierbacher nicht wenig.
Am 2. Oktober zogen sich die 500 Mann von der Thierbacher Wiese wieder zu ihrem Korps zurück. In Penig hörte man am 3. Oktober, früh zwischen 6 und 7 Uhr, von der Leipziger Straße her Gewehrfeuer und einzelne Kanonenschüsse. Die Österreicher zogen sich gegen 8 Uhr fort, und gleich darauf rückten französische Lanziers in die Stadt und auf den Topfanger. In Altpenig fielen mehrere Schüsse, und vom Galgenberg her kamen mehrere Kanonenkugeln in die Stadt geflogen. Bald darauf kamen 3.000 Franzosen an, die eine Kanone bei sich führten, und stellten sich damit auf dem Galgenberge auf. An mehreren Orten hatten sie Biwak, und gegen Mühlau hin hörte man viel Schießen, auf dem Markte brannten drei Wachtfeuer. Auf französischen Befehl mußte die Stadt des Nachts erleuchtet werden. Sonst wurden einige früh verwundete östereichische Husaren in die Stadt gebracht, und bei dem Halbenstundenstein war ein Kosak geblieben.
In Penig änderte sich am 4. Oktober nicht viel. Die Franzosen blieben da, es kamen noch einige Kanonen an. Gegen Abend kam indessen ein bei Mühlau verwundeter Lanzier an, und die hier liegenden Truppen brachen nun gegen Mühlau, Frohna und Bräunsdorf mit ihren Kanonen auf, um die dort stehenden Kosaken zu vertreiben. Jene Söhne des Dons und der Wolga hatten sich aber zurückgezogen, und so kamen unsere Gäste auch wieder. Die Stadt mußte die Nacht über wieder erleuchtet werden.
Der 5. Oktober war für das Militär in Penig eine Art Ruhetag, die in der Nähe des Biwaks gelegenen Gärten wurden vollends ausgeleert, und auch abends hatten die Offiziere sogar im Schlosse einen Ball.
Der 6. Oktober war für Penig ein Schreckenstag. Früh, gegen 6 Uhr, fiel nahe der Stadt ein Kanonenschuß, dem bald mehrere folgten. Die Russen und Österreicher hatten die Franzosen etwa eine halbe Stunde vor der Stadt angegriffen, und es fielen in einige Häuser Kanonenkugeln, u. a. in das Haus des Herrn Kaufmanns Biering, auch auf einige Häuser auf dem Topfanger. In der Stadt entstand Feuerlärm. Zum Glück war aber nur das Rohr eines Ofens (?) in Brand geraten. Gegen 7 Uhr zogen die Franzosen, bis auf einen Teil der Kavallerie, mit drei Kanonen durch die Stadt und stellten sich dem Kampfplatz gegenüber, beim Springerschen Gute, in Schlachtordnung. Die Kanonen wurden nach dem Galgenberge zu über die Stadt gerichtet, und als die Angst der Einwohner gerade am größten war, zogen die Russen sich wieder zurück und nahmen ihre Verwundeten und Toten größtenteils mit. Auf dem Kampfplatze fand man drei tote östereichische Infanteristen und zehn tote Pferde. Die Franzosen meldeten 16 Mann als Verlust. Gegen 10 Uhr bezogen die Franzosen Biwak am Galgenberge, stellten viele Piquets aus, und es blieb ruhig. Von 12 bis 5 Uhr hörte man in Richtung Waldenburg eine Kanonade.
Abends mußte die Stadt wiederum erleuchtet werden. In der Nacht erhielten die Franzosen einige 1.000 Mann Verstärkung, auch kamen von Mittweida mehrere Wagen mit blessierten Franzosen an.
Gegen 1 Uhr in der Nacht gingen die Artilleristen mit ihren Kanonen und einem Teil der Infanterie vom Galgenberge auf den Hühnerberg. Sonst ließen sich unsere militärischen Gäste, wie es schon der Fall seit mehreren Tagen war, täglich 8 bis 10 Stück Rindvieh, 16 bis 18 Klafter Holz, Wein, Brandwein, Gemüse, Hafer, Heu, Stroh usw. liefern.
Den 7. Oktober wuchsen der Schrecken und die Plage für Penig noch mehr. Die Österreicher griffen früh halb 9 Uhr die Franzosen an, die Kugeln sausten fürchterlich über die Stadt, und alle Haustüren und Läden wurden abgeschlossen. Nach einer halben Stunde retirierten die Franzosen durch die Stadt, setzten sich auf dem Hühnerberge fest, und österreichische Dragoner und Husaren waren mit den letzten französischen Infanteristen zugleich in der Stadt. Einem der Dragoner wurde auf dem Markt das Pferd erschossen, und auf der Mühlgasse wurde dem Sohn eines Bäckers namens Küstritz vor der Mahlmühle durch den Kopf geschossen. Die Kugel, die ihn tötete, war vorher einem anderen Mann durch die Mütze gegangen. Noch eine Stunde hielten sich die Franzosen auf dem Hühnerberge, das Kanonenfeuer wurde immer lebhafter, doch zogen sie sich nun gegen Wechselburg hin zurück, ohne das sie von den Österreichern weiter verfolgt wurden. Während dieser Aktion war auf der Mühlgasse, besonders auf dem herrschaftlichen Vorwerke, geplündert worden. In der Stadt blieb alles noch ziemlich in Ordnung, außer das die Lebensmittel immer rarer wurden und das die Kroaten hier und da in die Häuser drangen und nahmen, was sie fanden. Die Zahl der an diesem Tage Getöteten und Verwundeten läßt sich nicht genau bestimmen. Gegen Abend wurden sieben Wagen verwundeter Österreicher nach Chemnitz geschafft, auch waren vorher schon mehrere Blessierte fortgebracht worden. Einige schwer verwundete Franzosen blieben in Penig - dem Einen wurden beide Beine abgelöst. Auf den Galgenberg, wo jetzt Österreicher standen, mußten 33 Klafter Holz geschafft werden.
Den 8. Oktober hatte Penig auch vielfache Not auszustehen. Nachmittags um 4 Uhr rückten die Franzosen mit Verstärkung an, und es gelang ihnen, um halb 6 Uhr mit Gewalt in die Stadt einzudringen. Fürchterlich donnerten die Kanonen. Die Franzosen hatten sich in Altpenig in die Häuser gelegt und schossen auf die Österreicher im Tore und an der Brücke, und vom Hühnerberge zielten sechs französische Kanonen auf ebensoviel österreichische, die auf dem Galgenberge standen. Die französische Infanterie nahm die Stadt im Sturm ein und vertrieb die österreichische Kavallerie, verrammelte die Tore, trug die Brücke ab und versperrte die Straßen und Gassen durch Wagen. Das Kanonen– und Gewehrfeuer außerhalb der Stadt währte bis nachts 3 Uhr. In Altpenig sowie in der Stadt waren viele Häuser beschädigt worden. Als die Polen (diese waren nachmittags von Geithain nach hier gekommen) abends zwischen 8 und 9 Uhr vom Hühnerberg in die Vorstadt eindrangen und die Brücke besetzten, folgten ihnen ein General und mehrere Offiziere. Diese besahen sich das Hoffmannsche Haus, wo ihnen jede Stube und Kammer mußte geöffnet werden. Nach der Besichtigung sagte der General aus, daß eine Kompanie Sodaten, um die Brücke gehörig zu verteidigen, in dieses Haus gelegt werden müsse, was auch geschah. Nun ließ der General die Brücke aufreißen, vor der selben eine Brustwehr errichten, und so ward eine Strecke von 50 bis 60 Ellen vor den Häusern an der Brücke alles verschanzt. 500 bis 600 Mann polnische Infanterie besetzten und verteidigten diese Schanze. Hinter den Häusern vor der Brücke, in Altpenig, auf der Zöllnerschen Wiese (unterhalb des jetzigen Bahnhofs) lagen ebensoviel Soldaten.
Den 9. Oktober, früh zwischen 1 und 2 Uhr, fielen schon wieder einzelne Schüsse auf den Stadtfeldern zwischen den Polen und den Österreichern, und Schrecken und Angst bemächtigten sich auch von neuem der Gemüter. Größer ward dieser Schrecken für die Bewohner Penigs, als nach 5 Uhr auch die Kanonen in das Gewehrfeuer von neuem mischten und die Österreicher alle Kräfte aufboten, Penig wieder zu nehmen. Die Einwohner an der Brücke sahen sich genötigt, ihre Häuser zu verlassen und sich entweder auf die benachbarten Dörfer zu flüchten oder sonst sichere Orte zu suchen. Von 8 Uhr an wurde aus dem Hoffmannschen Hause heftiges Gewehrfeuer abgegeben, auch aus dem Herrn Brückentor - schreibers Jancovius, Funkens, Müllers und der Frau von Wilder Häusern in der Stadt, und so die Brücke bis halb 11 Uhr sehr hartnäckig verteidigt. Die beiden Söhne Hoffmanns wagten es, in ihrer Wohnung zu bleiben und trugen während dieser Aktion 6 bis 8 Blessierte aus derselben herab, worunter auch ein toter polnischer Kapitän sich befand. Gegen 11 Uhr drang nun die österreichische Infanterie über den Mühlberg durch die Mulde nach dem Hühnerberg sowie auch durch die Stadt über die Brücke vor. Die Polen wurden vertrieben, und die Stadt wurde wieder genommen, und die Polen zogen sich größtenteils auf den Hühnerberg zurück, wo ihre Kanonen standen; aber auch hier wurden sie endlich ganz zurückgetrieben, indem die Kroaten auch diesen Berg erstürmten, wobei es auch viele Tote und Blessierte gab. Fünf österreichische Husaren, ein Wachtmeister mit vier Freiwilligen, drangen durch ein nahe am Chemnitzer Tor gelegenes Haus zuerst in die Stadt ein; auf dem Markt und in der Brückengasse wurde heftig mit den Polen scharmutziert, und die Brücke ward während des Feuers aus großem und kleinem Gewehr um die Stadt wieder hergestellt. Der Wachtmeister verlor von seinen Freiwilligen zwei Mann. Es gab außerdem an diesem Tage viele Tote und Blessierte, doch war ihre Zahl nicht festzustellen. Nachdem die Franzosen zurückgetrieben waren, fingen die Kroaten und österreichischen Husaren an vielen Orten zu plündern an, bis endlich um 3 Uhr nachmittags, wo die Not aufs höchste gestiegen war, eine Sauvegarde diesem Unheil ein Ende machte. Jetzt wurden die Läden wieder geöffnet, und Husaren- und Infanteriepatrouillen sorgten wieder für Ordnung und Sicherheit. Die Verwüstungen aller Art waren ebenfalls sehr groß.
Am 10. Oktober kam das Klenausche Korps an und zog von früh 8 Uhr an durch die Stadt. Der Generalissimus Schwarzenberg, dessen Korps ebenfalls durchzog, nebst dem General Langenau mit seinem Generalstabe blieben die Nacht über hier. Man schätzte alle die Krieger, die an diesem Tage durch Penig zogen, auf 50.000 Mann. Auch die beiden Kaiser und der König von Preußen zogen durch die Stadt. Abends ward dieselbe auf Befehl wieder erleuchtet, auch eine Beibrücke erbaut, zu welchem Bau jedes Haus einen Mann stellen und eine Laterne geben mußte. In der Nacht brannten viele hundert Wachtfeuer. Die Österreicher führten viel Lebensmittel und Schlachtochsen mit sich.
Montag, den 11. Oktober, ging der Truppendurchmarsch unaufhaltsam fort. Um 11 Uhr kamen nun auch die ersten russischen Regimenter an. Der Generalstab der Österreicher blieb diesen Tag noch in Penig, und zu diesem kam nun auch der russische Generalstab; über 500 Offiziere sollten und wollten Quartier in Penig machen. Immer kamen frische Kolonnen von Kriegern an, und zwar alle mit Musik und größtenteils mit sehr trefflicher. Man schätzte alle die Truppen, welche gestern und heute durchzogen, auf 150.000 Mann, die über 300 Kanonen mit sich führten. Brot und Brandwein, Heu, Hafer und Stroh waren fast gar nicht mehr zu haben, und eben deswegen war die Not der Einwohner auf den höchsten Grad gesteigert. Alle Scheunen wurden erbrochen, und was sich noch an Fourage fand, ward mitgenommen. Auch auf den benachbarten Dörfern ward zuletzt dieses Geschäft vorgenommen. Mittags ging der Kaiser Alexander hier durch und nach Altenburg, auch brachte man französische Gefangene ein, deren Zahl auf einige hundert Mann angegeben ward. Auf dem Rat- und Schießhause lagen - schon seit Freitag und Sonnabend - viel Verwundete, und auf dem Galgenberg standen bis nach Mühlau 80.000 Mann Russen und Preußen - und zwar größtenteils Preußen - im Biwak. Alle diese Krieger hatten und fanden wenig oder nichts zu essen und gewährten größtenteils einen traurigen Abblick. Viele hatten schon drei Tage kein Brot gehabt, hatten seit sechs Wochen bei oft sehr übler Witterung immer unter freiem Himmel gelegen, die Schuhe und Beinkleider waren zerrissen, und doch hatten sie die strengsten Befehle, nichts mit Gewalt zu nehmen. Viele, die von ihnen in die Stadt kamen und ihre dringlichsten Bedürfnisse zu befriedigen suchten, fanden höchstens noch eine Tasche voll Obst und mußten sich, kaum halb gesättigt, wieder in ihr Biwak begeben. Regenwetter und Mangel an Stroh versagten ihnen dort die nötige Ruhe und Pflege und machten ihre Strapatzen nur noch mühseliger. Mehrere Offiziere vom preußischen Generalstabe quartierten sich auch an diesem Tage in Penig ein, und - um den Mangel an Lebensmitteln nur einigermaßen zu mindern - kamen abends 50 Stück Ochsen von Zickau an.
Den 12. Oktober brachen die in Penig liegenden Truppen, Österreicher, Russen und Preußen, auf und gingen mit ihrer Artillerie vorwärts. Die Straße war so angefüllt, daß man durch die Kolonnen nicht durchkommen konnte. Der russische General gab Ordre, die Equipage vorderhand in Penig zurück zulassen, aber das ganze Hauptquartier zog ab, und so hatten die Einwohner wenigstens einmal eine ruhige Nacht.
Freitag, den 15. Oktober, zogen 30.000 Österreicher, auch der Kaiser Franz Joseph und der König von Preußen durch Penig. Der Generalstab und zwei Regimenter Infanterie sowie einige Bataillons Preußen blieben in der Stadt. Jedes Haus bekam 20 bis 30 Mann und in Altpenig 40 bis 50 Mann Einquartierung, doch war in vielen Häusern kein Bissen Brot mehr zu finden. Die Einquartierung blieb bis zum 16. Oktober, mittags 1 Uhr. An diesem Tag bekam jedes Haus dreimal Soldaten.
Sonntag, den 17. Oktober, dauerte die starke Einquartierung fort, und Gott mag wissen, wo doch immernoch die nötigsten Bedürfnisse herkamen. Sonst kamen auch viele Verletzte an, die bei Wolkwitz usw. verwundet waren.
Montag, den 18. Oktober, hörten wir wieder, doch entfernter, Kanonade - es war, wie wir später erfuhren, der Tag an dem die nächsten Dörfer und Umgebung bei Leipzig von den Vebündeten genommen und erstürmt wurden.
Dienstag, den 19. Oktober, lief von Altenburg aus die frohe Nachricht ein, daß die Verbündeten im Besitz von Leipzig seien und das Napoleon nach der Saale und Unstrut hin, dem einzigen Schlupfwinkel, der ihm noch offen geblieben, entflohen sei. Nach Penig wurden viele Verwundete gebracht. In Chemnitz wurde ein Hauptlazarett eingerichtet.
Die in der Altpeniger Kirche eingesperrten französischen Gefangenen zündeten die Kirche an, doch ward das Feuer bald wieder gelöscht. Auch kam das Klenausche Korps unerwartet zurück, das zur Belagerung von Dresden bestimmt war, wo noch 30.000 Franzosen lagen. Die Einquartierung von Penig war also wieder sehr stark, denn der Referent dieses Berichtes (Namen nicht genannt) hatte diesen Tag immer 20 bis 25 Mann im Hause, worunter zwei Leutnants vom Regiment Erzherzog Karl und ein russischer Kapitän mit zwei Bedienten. Abends kamen auch wieder 2.000 Mann französische Gefangene an. Nachmittags fing die Kirche in Altpenig nochmals zu brennen an, wurde aber diesmal glücklich wieder gelöscht.
Am 23. Oktober lagen 600 Russen in Penig, und es war, wie schon immer, großer Mangel an Lebensmitteln. Am nächsten Tag zogen durch Penig 2.000 französische Gefangene, die von Baschkiren transportiert, und sehr hart behandelt wurden. Napoleon ward indessen über den Rhein vertrieben worden; aber alle Orte, die sein Rückzug berührt hatte, wurden gleichsam zur Wüste. Von Leipzig bis zum Rhein glich die Gegend, wo der Rückzug aufgetroffen hatte, nach Aussage aller Reisenden einem einzigen, unübersehbaren Biwak. Leipzig verglichen Reisende, die in den ersten Tagen nach dessen Eroberung von dort zurückkamen, mit einer Mördergrube; und all dieses namenlose Elend hatte ein einziger Mensch über Europa, besonders über unser unglückliches Vaterland verbreitet.
Den 31. Oktober wurde seit einer Störung von vier Wochen in Penig wieder der erste Gottesdienst gehalten; aber noch einige Zeit dauerte die Einquartierung, doch schwächer, fort.
Quelle: Beilage zum Tageblatt für Penig und Lunzenau vom 12. Oktober 1913 - „Rückerinnerung an das Kriegsjahr 1813“
Thomas Schwarzenberger
Zimmermann im Grenadier-Bataillon „ von Spiegel“ des Königlich-sächsischen Infanterie-Regiments „Prinz Maximilian“, Militärhistorischer Verein e. V.